Gothaer Allgemeine, 27.10.2007
Hart
Das Bad in der Menge, Feierliches, Einträge ins Goldene Buch - Oberbürgermeister von Gotha zu sein, kann Erfüllung bringen. aber da ist die Kehrseite. Was in der Stadt nicht läuft, was umstritten ist, dafür muss Knut Kreuch den Kopf hinhalten.
Der Abriss des Mohren könnte für Kreuch ein Nachspiel haben. So will es Rechtsanwalt Johannes Wasmuth aus München. Kreuch habe wertvolle Gebäudesubstanz mutwillig abreißen lassen. Eine schwache untere Denkmalschutzbehörde konnte nicht gegen ihren Chef an. Wasmuth will Konsequenzen und fordert das Nationalkomitee für Denkmalschutz auf, den Kreuch verliehenen Denkmalschutzpreis zurückzugeben. (richtig: abzuerkennen, Anm. d. Red.) Außerdem will er die Aberkennung der Zuständigkeit der Stadt Gotha als untere Denkmalschutzbehörde erwirken. - ein hartes Vorgehen. Ob es nur ein Sturm im Wasserglas ist, bleibt abzuwarten. (Vera Dähnert)
Gothaer Allgemeine, 06.10.2007
Volkshaus verschwindet
Der Abriss des Traditionsgasthauses „Zum Mohren" hat begonnen". Erst wurde entkernt, nun graben sich die Bagger ins Mauerwerk.
Das Ruder werde nicht herumgerissen, „ich folge dem Votum des Stadtrates, und das sagt: Abriss des Mohren", so Oberbürgermeister Knut Kreuch gestern. Bis zur letzten Minute hatte der Erfurter Architekt Elmar Nolte für den Erhalt des seit langer Zeit leer stehenden und völlig maroden Hauses gekämpft. Mitte September hatte er ein Sanierungskonzept vorgelegt, das sich auf das Kerngebäude bezieht und darin Wohnungen, Büros, einen Saal und Gastronomie vorsieht. Kostenpunkt rund 760 000 €. Aus Sicht der Stadtverwaltung sei ein Finanzierungskonzept nicht gewährleistet. Die Stadt hat indes mehrere Grundstücke in der Mohrenstraße gekauft, will darauf stehende marode Häuser abreißen und verfolgt für das Mohrenviertel ein neues Konzept in Verbindung mit einer neuen Verkehrsplanung.
Wie letztere mal aussehen wird, ist fraglich, denn laut Nolte ist eine Umsetzung der Verkehrsplanung – zwei Bundestrassen treffen sich in der Mohrenstraße, Verkehr über zwei Kreisel – finanziell nicht abgesichert, weil das Landesstraßenbauamt eine Beteiligung an den Kosten ablehnt und stattdessen eine Umgehungsstraße favorisiert. Außerdem sind Verkehrsprognosen für das Mohrenviertel nach unten korrigiert worden, so Elmar Nolte, so dass für einen Ausbau dieser Straße als Bundestrasse kein Bedarf besteht. Doch das ist Zukunftsmusik, aktuell verschwindet ein Kulturdenkmal von der Bildfläche. Im Jahre 1923 zeigte man mehr Interesse am Mohren. Damals wurden Volksaktien verkauft, um das Haus zu halten. (Vera Dähnert)
Thüringer Landeszeitung,
Mohren-Abriss zieht Kreise
Der bevorstehende Abriss des Gothaer Volkshauses zum Mohren zieht Kreise bis in die bayerische Metropole München. In einem offenen Brief nennt der Rechtsanwalt Dr. Johannes Wasmuth den Beschluss und Auftragsvergabe zum Abriss des Mohren "evident rechtswidrig".
Er fordert Oberbürgermeister Knut Kreuch (SPD) auf, die erteilte Erlaubnis zu widerrufen und die zum Abriss gefassten Beschlüsse zu beanstanden. Wasmuth argumentiert: Der Mohren ist ein Kulturdenkmal, damit liegt die Verpflichtung klar auf der Hand. Laut Thüringer Denkmalschutzgesetz sei die Stadt verpflichtet, "das Gebäude denkmalgerecht zu erhalten und pfleglich zu behandeln". Er kritisiert zudem: Die Stadt habe ihre Aufgabe als untere Denkmalschutzbehörde "sträflich vernachlässigt", weil sie gegenüber den vorherigen Eigentümern des Mohren nicht auf die Durchführung erforderlichen Erhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen gedrängt habe. Für die Zeit ab seinem Amtsantritt trage Kreuch dafür die rechtliche und politische Verantwortung. Hinzu komme, dass der Abriss des Mohren aus öffentlichen Sanierungsgeldern finanziert werde, die damit entgegen der gesetzlichen Verpflichtung eingesetzt werde.
Weiter kritisiert er, dass die Stadt nicht den geringsten Versuch unternommen habe, den Mohren zu erhalten und den Fortbestand des Gebäudes auch nicht bei den Verkehrsplanungen einbezogen habe.
Im Gothaer Rathaus wird der offene Brief als Teil einer Kampagne zugunsten des Mohren bewertet. "Es sind mehrere inhaltsgleiche Schreiben eingegangen", so die Auskunft von Stadtpressesprecher Maik Märtin. Wegen der von Wasmuth geäußerten rechtlichen Bedenken hat Oberbürgermeister Knut Kreuch das Rechtsamt eingeschaltet. Wasmuths Vorhalt, die Stadt habe keine Legitimation für den Abriss, entgegnet Märtin: Die Stadt habe aus ihrer Absicht, den Mohren abzureißen, nie einen Hehl gemacht. Kreuch selbst verwies kürzlich im Stadtrat auf eine ganze Reihe von Beschlüssen, die allesamt die Weichen zum Abriss des Mohren gestellt haben. (Oliver Bauer)
Thüringer Allgemeine,
Gotha: Dem Mohren droht der Abriss
Das traditionsreiche Haus zum Mohren in Gotha soll abgerissen werden . Dazu gab der Hauptausschuss des Stadtrates grünes Licht.
Es hatten
noch einmal veranwortungsbewusste Gothaer den Tag des offenen Denkmals zum
Protest genutzt. Jetzt aber sollen Bagger das Sagen haben. Die Geschichte des
Gebäudes reicht von der Weltsynode der Herrenhuter um Nicolaus von Zinzendorf
über Goethe und Napoleon bis zur USPD, die sich vor
Abrissbagger bestellt: "Wir sind spät dran"
"Die Entscheidungen sind getroffen, der
Abrissbagger ist bestellt - aber wir wollen nicht aufgeben!" Mit diesen Worten
begann die Einladung der Kreistagsfraktion Die Linke zu einer Sondersitzung, die
an etwa
Erschienen waren am Samstagvormittag
gerade einmal
Fraktionsmitglied Nadja Jereschinski
legte einleitend die aktuelle Situation dar. Danach sei rein rechtlich an den
durch den Gothaer Stadtrat getroffenen Entscheidungen nicht mehr zu rütteln. Die
Messen seien deshalb gesungen und der Kampf dadurch längst verloren. Die Frage
"Haben wir eine gemeinsame Vision?" leitete die sich anschließende Diskussion
ein. Angesichts des kleinen Häufleins der Anwesenden trat jedoch Ernüchterung
ein. Professor Peter Arlt resümierte: "Die Mehrheit sieht keine Chance mehr."
Die PDS hätte gleich nach
Als Fazit der zweistündigen Diskussion
kam heraus, dass die derzeitige Gruppe viel zu klein ist, um eine solche
Mammutaufgabe allein zu bewältigen. Zu einem ähnlichen Ergebnis war bereits
Anfang
Gothaer Allgemeine, 06.09.2007
Abgesang für den Mohren
Auch wenn der Gothaer Stadtrat den Abriss des Hotels "Zum Mohren" beschlossen hat, möchte der Linke Kreisverband Gotha auf die Bedeutung des Traditionshauses hinweisen. Er wählte den Tag des offenen Denkmals dafür.
"Wir wollen den Abriss nicht widerstandslos hinnehmen" sagt Linke-Kreisvorsitzender Bernd Fundheller, schließlich sei das Hotel "Zum Mohren" eines der geschichtsträchtigsten Häuser Gothas. So hielten die Herrnhuter Brüdergemeinen unter Nicolaus von Zinzendorf 1740 ihre erste Synode in diesem Hause ab, Goethe kam 1775 zur Sylvesterredoute und Napoleon wohnte im Oktober 1803 darin. Vor 90 Jahren gründete sich im Mohren die USPD,die sehr schnell große Ppularität in Deutschland erreichte. In der Zeit der Nazi-Herrschaft war es das Haus der deutschen Arbeitsfront, und nach dem 2. Weltkrieg wurde es das Volkshaus Zum Mohren (Anm. d. Red.: Es wurde bereits nach Erwerb durch die SPD 1907 so genannt). Aus dieser Zeit haben viele Gothaer Erinnerungen an Zusammenkünfte. Ob das die Tanzstunde war oder der erste große Ball. Linke-Kreisverband und Stadtratsfraktion laden am 9. September von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr zu einem Kaffeeplausch am Mohren ein. Wichtig sei, dass sich Leute finden, die über ihre Erlebnisse in diesem Haus erzählen können - vielleicht ein Abgesang.
Thüringer Staatsanzeiger Nr. 31, 30.07.2007
Gotha Residenzstadt
Öffentliche Ausschreibung VOB-ÖA-602/07/072 nach § 17 Nr. 1 VOB/A
a) Öffentlicher Auftraggeber: Stadt Gotha, Hauptmarkt 1, 99867 Gotha, Tel. 03621-222-205, Fax 03621-222-44
b) Vergabeverfahren: Öffentliche Ausschreibung nach VOB Teil A
c) Art des Auftrages: Abbruch ehemaliges Volkshaus "Zum Mohren" einschließlich der Nebengebude undaller Kellergeschosse
d) Ort der Ausführung: 99867 Gotha, Mohrenstraße 18 a (...)
(Kreuch, Oberbürgermeister)
Hamburger Abendblatt,
Wo das Weltbild Farbe bekam
Alte Versicherungspaläste und feudale Barockschlösser - die frühere Residenzstadt ist heute ein beeindruckendes Kulturdenkmal.
Die Gothaerin Sylvia Leifheit
kam als Model in die große weite Welt, als Schauspielerin fuhr sie mit dem
"Traumschiff" durch die Karibik. Sie (…) erhielt den Titel einer
Business-Botschafterin und sagte zu, der Geschäftswelt Bescheid zu geben: "Gotha
hat eine schöne Altstadt und ein schönes Schloss, das Hinfahren lohnt sich. Die
aparte Blonde kennt die Potenziale der Stadt: Baudenkmäler, die auch einen
wirtschaftlichen Standortvorteil bedeuten. Denn wo man Historie atmet und das
Auge auf Wohlgefälligem ruht, da siedelt sich auch die Wirtschaft gern an. Dazu
das Flair: Gotha war einst Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha und
um einiges bedeutender als Erfurt und Weimar. Die Regenten waren keine
verschnarchten Blaublüter, sie forderten und förderten Wissenschaften und Kultur
auf hohem Niveau.
Gotha liegt zwischen Südharz
und Thüringer Wald und eigentlich recht verkehrsgünstig, die Autobahn führt in
einigen Kilometern Abstand an der Stadt vorbei. Gothas Bahnhof war einst
Zwischenstation der Strecke Paris-Warschau - doch er hat seinen früheren Glanz
(noch) nicht wiedererlangt. Sobald das Zentrum erreicht ist, merkt der Besucher,
dass er sich in einem einzigen großen Denkmal befindet. Erst kommt das
Finanzviertel mit den prunkvollen Neorenaissance-Palästen früherer Banken und
Versicherungen, fast alle bestens saniert. Hier wurde
(…) Gotha ist besonders. Jene Politiker der Stadt, die einige der alten Gebäude zum Abriss freigeben wollen, scheinen das nicht zu wissen. (…) Finanznot, Kürzungen und Sparprogramme bestimmen die Stadtgestaltung. Auf der Stirn von Martina Grauel, zuständig fürs Stadtmarketing, steht eine tiefe Falte, wenn sie darüber spricht. (…) (Roland Mischke)
Gothaer Allgemeine,
Im Umbruch
Stadtrat entscheidet über Abriss des Gasthofes "Zum Mohren" und debattiert ein gigantisches Verkehrsvorhaben
Die Stadt Gotha hat den einstigen Gasthof "Zum Mohren" kürzlich ersteigert. Zur heutigen Stadtratssitzung soll das endgültige Aus des Gebäudes beschlossen werden, obwohl das Haus immer noch in der Denkmalliste der Stadt vom Oktober 2005 unter Profanbauten geführt wird.
Der Stadtrat wird wahrscheinlich dem Abriss des Mohren zustimmen, denn das Areal ist ein Schlüsselgrundstück für die Umsetzung des Verkehrsentwicklungsplanes der Stadt. Auf dem Grundstück ist eine stark gefährdete Bausubstanz zu finden, die abgebrochen werden soll, heißt es. Laut Landesverwaltungsamt ist das Vorhaben auch förderfähig. Die Kosten für den Abriss betragen voraussichtlich 190.000 Euro.
Der Abbruch des Mohren, eines der geschichtsträchtigsten Häuser der Stadt, ist erst der Anfang eines gigantische Bauvorhabens, das in den nächsten Jahren zur Ausführung kommen soll. Zum einen verschwindet der Busbahnhof, jede Menge Parkmöglichkeiten sollen auf dem Terrain entstehen, flankiert von zwei Fahrbahnen des Mühlgrabenweges. Auf der Kreuzung wird ein riesiger Kreisel gebaut, an dem sich Mühlgrabenweg, Friemarer Straße, Mohrenstraße und Mohrenberg treffen. Der Mohrenberg zweigt auch noch nach rechts ab und stößt bergauf auf die Kreuzung Gartenstraße, Huttenstraße, Hersdorfstraße. Dabei verschwinden ein Teil der Gebäude am Mohrenberg. Auf dem Parkplatz hinter dem sogenannten Katholischen Bahnhof sollen Reisebusse abgestellt werden können.
Zum anderen wird auch der Hersdorfplatz mit einem großen Kreisel versehen, an dem die Straßenbahnlinie 2 beidseitig vorbeifährt. Auch in diesem Bereich müssen einige Häuser abgebrochen werden. Dieser Abschnitt wird wohl besonders teuer, weil der Kreisel ja auf einer Brücke über den Wilden Graben gebaut werden muss.
Eine weitere sensible Angelegenheit steht auf der Tagesordnung des Stadtparlaments: Das Bahnhofsgebäude. Es befindet sich im Eigentum der Bahn AG. Diese hat nun einen Plan entwickelt, der den Erhalt des mittleren Gebäudeteiles des Empfangsgebäudes und dem Verbleib im Bahn-Eigentum vorsieht. Der Umbau und die Sanierung dieses Gebäudeteils will die Bahn durch den Verkauf der westlich und östlich angrenzenden Grundstücksflächen finanzieren, auf dem weitere abzubrechende Gebäudeteile liegen. Die Stadt wird die Flächen kaufen. Da das Gelände im Sanierungsgebiet liegt, können Grunderwerb, Rückbau und Sanierung durch die Städtebauförderung unterstützt werden.
Das Konzept sieht vor, westlich der Bahnhofshalle einen Kurzzeitparkplatz sowie Taxi-Haltestellen zu errichten. Östlich des Bahnhofs sind Fahrrad-Abstellflächen und Langzeitparkplätze vorgesehen. Von dort aus erfolgt über die bereits hergestellte Zufahrt auch die Anbindung an die Bahnhofshalle. Nach dem Umbau will die Bahn ihren DB-Service-Punkt in der Empfangshalle unterbringen.
(Heiko Stasjulevics)
Thüringer Landeszeitung, 01.06.2007
Ein Abgesang für den "Mohren"
Gesprächsrunde zum Thema Denkmalschutz in Gotha
'Am Abriss de "Mohren" geht wohl kein Weg vorbei. Das machte Oberbürgermeister Knut Kreuch während einer Gesprächsrunde mit Vertretern von Vereinen zum Thema Denkmalpflege in Gotha deutlich. Das Gebäude sei nicht mehr zu retten, sagte Kreuch. Wohl wissend, dass das beim Podium zur Sprache kommen werde, habe er den Mohren" kurz zuvor in Augenschein genommen. Sein Eindruck:" An Erhaltung braucht keiner zu denken. Es geht nur um Kopie. Und das ist so ziemlich die letzte Lösung, die Denkmalpfleger anstreben. Mittlerweile sei die Bausubstanz so heruntergekommen, dass sie nicht zu halten ist, stellt Sigrid Lehniger, Denkmalschutzbeauftragte der Stadt Gotha, fest. Jahrelanger Leerstand und ungeklärte Eigentumsverhältnisse hätten dazu beigetragen. Ein Gothaer verwies auf die geschichtliche Bedeutung des Mohren. Dem hielt Lehniger entgegen: Der "Mohren" bleibt ein Kulturdenkmal, auch wenn er aus den Augen verschwindet." (...)
Gothaer Allgemeine, 25.05.2007
Der ruinöse Gasthof "Zum Mohren" ist seit gestern Eigentum der Stadt Gotha. Sie war bei der Zwangsversteigerung die einzige Bieterin. Für 18.500 Euro hat sie die Grundstücke in der Mohrenstraße gekauft.
Aufatmen gestern um 14.40 Uhr: Der Spuk war vorbei. Die NPD hat ihre Ankündigung, das Haus "Zum Mohren" kaufen und dort ihre Landesgeschäftsstelle etablieren zu wollen, nicht wahrgemacht. Kein Gebot kam aus dieser Ecke.
Nur die Stadt Gotha signalisierte bei der Zwangsversteigerung im Amtsgericht Interesse an einem Kauf. Ihr erstes Gebot waren 5000 Euro. Um die öffentlich-rechtliche Schuldenlast mit der Kaufsumme auszugleichen zu können - sie liegt bei rund 9500 Euro unter anderem für die Grundsteuer -, erhöhte die Stadt ihr Gebot dann auf 18.500 Euro. Insgesamt sind die zur Zwangsversteigerung gekommenen Grundstücke, auf dem der Gasthof steht, und ein weiteres, das angrenzt, mit Schulden in zweistelliger Millionenhöhe belastet. Gläubiger sind unter anderem die Stadtwerke Gotha, eine Bank, das Finanzamt Gotha und die Gemeinde Hövelhof, aus der die Gastro Restaurants GmbH, die bisherige Besitzerin der Grundstücke, stammt. Sie gucken nach der Zwangsversteigerung in die Röhre, denn mit dem Verkauf werden alle im Grundbuch eingetragenen Rechte gelöscht, damit auch - bis auf die öffentlich-rechtlichen - alle weiteren Schulden. Lediglich der Sanierungsvermerk bleibt bestehen.
Der Stadtrat müsse nun entscheiden, was mit dem "Mohren" werden soll, so Stadtpressesprecher Maik Märtin. Man kann davon ausgehen, dass sie das unter Denkmalschutz stehende Gebäude nicht gekauft hat, um es zu sanieren, sondern, um es abreißen zu lassen. Seit Jahren existieren Pläne, das Grundstück in eine neue Verkehrsführung durch Gotha einzubeziehen. Dazu müsste zunächst der Sanierungsvermerk aufgehoben werden.
Vor dem Amtsgericht hatten Schüler und Vertreter unter anderem des Gothaer Aktionsbündnisses gegen rechte Gewalt Transparente entrollt, auf denen sie davor warnten, den "Mohren" an Rechte zu verkaufen. Schüler des Gymnasium Ernestinum waren spontan nach einer Ethik-Stunde zum Gericht gekommen. (Vera Dähnert)
Thüringische Landeszeitung 22.05.07
"Gasthaus Zum Mohren" wird versteigert.
In Gotha steht morgen das „Gasthaus zum Mohren" während einer Versteigerung unter dem Hammer. Dabei handelt es sich um ein durchaus geschichtsträchtiges Gebäude. Denn, in dem Gasthaus wurde 1919 die USPD gegründet, einer pazifistischen Abspaltung zur SPD. Inzwischen befindet sich das Gebäude nach Auskunft des NPD-Kreisverbandes Gotha in einem abrissreifen Zustand. Das Interesse, um das sanierungsbedürftige Gebäude, war bislang allerdings gleich Null. So steht inzwischen auch fest, dass das „Gasthaus" eigentlich abgerissen werden soll, für den Fall, dass sich nicht spätestens am morgigen Tag ein Käufer findet.
Hat man sich bis vor kurzem damit abgefunden,
dass das Haus dann vermutlich der Abrissglocke zum Opfer fallen wird, so dürfte
sich das Interesse an dem Objekt inzwischen wieder gesteigert werden. Grund
dafür ist das vom NPD-Kreisverband Gotha bekundete Kaufinteresse. Dabei dürften
finanzielle Schwierigkeiten zum Erwerb des Gebäudes, auch für eine von
Finanzsorgen geplagte Partei wie der NPD keineswegs ein Problem darstellen.
Liegt der Mindestpreis derzeit bei gerade mal 2 Euro.
Ob aber die Partei selbst ein tatsächliches Interesse an dem Gebäude hat, dürfte
dabei fraglich sein. Zwar gibt die Partei vor, in dem Gebäude die
NPD-Landesgeschäftsstelle einrichten zu wollen, allerdings kann es sich dabei
ebenso um einen Bluff handeln, um die Stadt oder andere Investoren zu zwingen,
das Gebäude vor dem Abriss zu retten. So heißt es unter anderem in einer
Pressemeldung der NPD in Gotha „…Das ‚Gasthaus zum Mohren’ darf nicht der
Abrißwut des Gothaer Oberbürgermeisters anheim fallen. Der ‚Mohren’ gehört zu
Gotha wie das Schloß oder die Orangerie…". Sollte hinter dem Kaufinteresse
tatsächlich der Gedanke im Vordergrund stehen, das Gasthaus lediglich vor der
Abrisshaube retten zu wollen, so dürfte dem Kreisverband dieses Vorhaben bereits
jetzt teilweise gelungen sein.
„…"Notfalls muss die Stadt den Mohren kaufen, um dem einen Riegel vorzuschieben", fordert Albrecht Loth für den Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen und das Aktionsbündnis gegen rechte Gewalt…", heißt es in der Thüringischen Landeszeitung, kurz nach bekannt werden der nationalen Kaufabsicht. Wobei sich diese Panik um einen möglichen Kauf des Gebäudes durch die NPD in Grenzen hält. Zwar versichert der Kreisverband, dass Kreditgeber hinter dieser Kaufabsicht stecken, allerdings kann diese Aussage aufgrund der desolaten Finanzlage der Partei kaum ernst gemeint sein. Heißt es doch in der Thüringischen Landeszeitung außerdem, dass die Kosten für die Sanierung in die Millionen gehen.
Einen Umstand, der es den anderen Parteien also letztlich doch erlaubt, der NPD Ankündigung gelassen entgegen zu sehen. Hat es zwischenzeitlich viel mehr den Eindruck, als verberge sich hinter dem Ganzen der propagandistische Versuch, sich in der Öffentlichkeit als der eigentliche Retter des Gebäudes präsentieren zu dürfen. Dabei sollten sich schon aus historischen Gründen eigentlich ganz andere Parteien um das Gasthaus zum Mohren bemühen. Aber offenbar hat in diesem Fall, der Mohr mal wieder seine Schuldigkeit getan…
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Not macht blind
Wie der Abriß von Denkmälern Zukunft verbaut: Gotha gibt seine Standortvorteile preis
Die Zeiten sind schlecht für die ostdeutschen
Baudenkmäler. Die Wirtschaftsschwäche, die Finanznot und der Wohnungsleerstand,
mit denen fast alle Städte in den neuen Ländern zu kämpfen haben lassen den
Erhalt von Baudenkmälern zunehmend unbezahlbar erscheinen. Denkmalpfleger, die
Schonung geschützter Bauten fordern, werden zunehmend als ewiggestrige
Fortschrittsverhinderer oder realitätsferne Phantasten abgetan. Vergessen wird
bei alledem, daß mit den Denkmälern oft auch wirtschaftliche Standortvorteile
beseitigt werden. Ein drastisches Beispiel für den drohenden Verlust von
Entwicklungschancen bietet sich im thüringischen Gotha. Schon bei einem ersten
Rundgang beeindrucken die Potentiale der Stadt: Gleich hinter dem Bahnhof
beginnt das einstige Finanzviertel, in dem sich die pompösen
Neorenaissancepaläste ehemaliger Banken und Versicherungen reihen. Es folgt der
Schlossbezirk mit den barocken Schlössern Friedenstein und Friedrichsthal, der
Orangerie, dem neogotischen Marstall und dem Schlosspark, danach Bauten der
Wissenschaft wie das Naturkundemuseum und die Sternwarte vom Jahr